7. Jahrestagung

Nachhaltige Transformation der Wirtschaft –
Herausforderung für sozioökonomische Forschung, Bildung und Lehre

Die 7. Jahrestagung der Gesellschaft für sozioökonomische Bildung und Wissenschaft findet am 26./27.09.2024 an der Universität zu Köln statt.

Mit diesem Call for Papers lädt die GSÖBW ein zu Beiträgen für ihre siebte Jahrestagung und den zwölften Themenband der Reihe Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft zum Thema: Nachhaltige Transformation der Wirtschaft. Herausforderung für sozioökonomische Forschung, Bildung und Lehre.

Viele der Herausforderungen, mit denen sich Gesellschaften im Kontext des Klimawandels und des Biodiversitätsverlusts konfrontiert sehen, sind historisch nicht neu. Sie stellen sich aber mit zunehmender Dringlichkeit bei gleichzeitiger Zunahme multipler sozio-ökonomischer Krisen und bei schwindendem Zutrauen in die politische Gestaltung oder auch in die globale Kooperation. Gibt es realistische Auswege aus einer nicht-nachhaltigen Gesellschaft? Welches sind geeignete Instrumente auf der nationalen und globalen Ebene, um den Herausforderungen des Klimawandels und des Biodiversitätsverlust Rechnung zu tragen, die weder Folgen unterlassener Maßnahmen als auch die Zumutungen der Transformation im Blick auf die sozioökonomische Ungleichheit nicht vernachlässigen. Reichen systemkonforme Reformen aus oder bedarf es der grundlegenden Umgestaltung eines auf Wachstum angelegten kapitalistischen Wirtschaftssystems? Erfordert dies auch neue nachhaltigkeitsdidaktische Konzepte einer sozioökonomischen Bildung, die Orientierung, Urteils- und Mitgestaltungsfähigkeiten für eine zukunftsfähige Konsum-, Arbeits- und Wirtschaftswelt leisten, ohne die Individuen zu überwältigen, ohne Verantwortung zu individualisieren, ohne diffus auf „die Politik“ oder „das kapitalistische System“ abzuschieben,
aber auch ohne Resignation und Hoffnungslosigkeit zu verstärken?

Für den interdisziplinären Dialog der sozialwissenschaftlichen Wirtschaftsforschung sowie der Auslotung von gemeinsamen Forschungsperspektiven zwischen Fachwissenschaften und Fachdidaktiken bieten sich folgende Schwerpunkte an:

Schwerpunkt I: Begriff und Zielsetzung von Nachhaltigkeit und SDGs

  • Ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Analysekonzept, sondern auch eine angemessene Orientierung für ein zukunftsfähiges Wirtschaften? Welche Inhaltsbereiche der Nachhaltigkeit werden gegebenenfalls über- oder unterbetont?
  • Welches sozioökonomische Verständnis existiert sowohl zur Vielfalt als auch den einzelnen SDGs, ihrer Realisierung und Umsetzung sowie ihrem Potential als Steuerungsinstrument?
  • Schüren ehrgeizige SDGs – ohne Berücksichtigung von Zielkonflikten – nicht auch Illusionen, die bei unzureichender Realisierung Hoffnungslosigkeit und Vertrauensverlust bewirken?

Schwerpunkt II: Nachhaltigkeit zwischen Gesellschaft, Markt und Staat

  • Wenn ein „Weiter wie bisher“ nicht möglich ist, damit künftige Generationen unter erträglichen Bedingungen leben wollen, wie können Ausmaß der Veränderung, Instrumente und Lastenverteilung angemessen bestimmt werden?
  • Wenn gegenwärtig nachhaltige Lebensstile neue gesellschaftliche Distinktionsmerkmale darstellen, wie kann überhaupt das ökologisch-soziale Dilemma gelöst werden?
  • Welche Gestaltungsinstrumente einer nachhaltigen Entwicklung sind erfolgversprechender – eher marktwirtschaftliche Instrumente wie Ökosteuern, Zertifikatehandel oder auch Kennzeichnungspflichten oder Subventionen, Auflagen, Verbote und Rationierungen?
  • Ist Wirtschaftswachstum (kurzfristig) angesichts extremer Verteilungskonflikte verzichtbar?

Schwerpunkt III: Glokalisierung – Nachhaltigkeit zwischen Globalisierung und Lokalisierung

  • Inwiefern kann globale Kooperation zur Minderung der Folgen sowohl des Biodiversitätsverlusts als auch des Klimawandels angesichts des Ausmaßes geopolitischer Spannungen sowie auch der Berücksichtigung historischer Verantwortung und unterschiedlicher Betroffenheiten gelingen?
  • Sind nationale Alleingänge des Globalen Nordens nur um den Preis handelspolitischer Maßnahmen (z.B. Klimaclubs, Klimazölle, Lieferkettengesetze, Inflation Reduction Acts) machbar, die von Ländern des Globalen Südens als neue Form des Ökokolonialismus angesehen werden?
  • Welche Strategien einer zukunftsfähigen Transformation der Weltwirtschaft können Auswege aus dem Dilemma bieten?

Schwerpunkt IV: Sozioökonomische Bildung und nachhaltige Transformation der Wirtschaft

  • Wie kann sozioökonomische Bildung zur nachhaltigen Mitgestaltung der Lebensumstände und zum verantwortlichen Umgang mit Schlüsselproblemen befähigen – ohne Überwältigung, ohne Verantwortungszumutung, aber auch ohne Verantwortungsabschiebung?
  • Muss sozioökonomische Bildung neben der Kritik am Bestehenden und Problemorientierung nicht weit mehr positive Beispiele gegen Resignation und Hoffnungslosigkeit bieten?
  • Bedarf es neuer nachhaltigkeitsdidaktischer Konzepte im Sinne einer „transformativen Bildung“?
  • Ab wann handelt es sich um eine unzulässige Verantwortungsindividualisierung angesichts ungleicher Herrschaftsverhältnisse dar?

Organisatorisches

Erwünscht sind neben Beiträgen aus der Forschung auch wissenschaftlich reflektierte Beiträge aus der Praxis. Beiträge aus laufenden Projekten sollten mindestens Zwischenergebnisse aufweisen.

Anmeldung/Einreichung
Anmeldung eines Beitrags zur Tagung und/oder zum Themenband sollte bis spätestens 15.05.2024 als Abstract an folgende Adresse Cfp-gsoebw2024@uni-koeln.de erfolgen.
  • Abstracts sind in deutscher oder englischer Sprache im Umfang von max. 300 Wörtern zu verfassen.
  • Sie sind zu kennzeichnen, ob sie (a) für die Tagung, (b) für den Themenband oder (c) für beides vorgesehen sind.
  • Sie sollten neben den üblichen Angaben (Namen, E-Mail-Adresse und institutionelle Verortung der Verfasser/-innen) Arbeitstitel sowie die Problem- und Fragestellung nebst theoretischem und methodischem Zugang ausweisen und Schlagwörter/Keywords enthalten

Einreichungen zum Themenband
Einreichungen zum Themenband sollten bis zum 31.10.2024 an die o.g. Adresse erfolgen. Sie werden einem double-blind review Verfahren (mit mindestens zwei Gutachtern) unterzogen.
  • Der Themenband erscheint im Sommer 2025 unter dem Tagungstitel in der Buchreihe „Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft“, die im Verlag Springer VS von Nicole Ackermann (Zürich), Tim Engartner (Köln), Christian Fridrich (Wien), Silja Graupe (Koblenz), Udo Hagedorn (Bielefeld), Reinhold Hedtke (Bielefeld) und Georg Tafner (Berlin) im Namen der Gesellschaft für sozioökonomische Bildung und Wissenschaft (GSÖBW) herausgegeben wird.
  • Die Beiträge sind in anonymisierter Form einzureichen; das Abstract ist in Deutsch und in Englisch zu verfassen (inkl. Keywords max. 300 Wörter).
  • Sie umfassen max. 45.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) oder 6.000 Wörter.
  • Die Beiträge sind in Harvard-Zitierweise einzureichen.
  • Die „Regeln für Manuskripterstellung und Lektorat“ können hier angefordert werden: Cfp-gsoebw2024@uni-koeln.de
  • Grafiken, Tabellen und das Literaturverzeichnis verringern die verfügbare Wörterzahl.

Kriterien für die Auswahl der Beiträge und die Reviews sind:
  • Passt das Abstract thematisch zum Call?
  • Wird ein relevanter Beitrag zur sozioökonomischen Forschung geleistet?
  • Ist der nationale und internationale Forschungsstand berücksichtigt?
  • Erfüllt der Beitrag die üblichen wissenschaftlichen Standards (z.B. Fragestellung, theoretischer Kontext, Methoden, Argumentation, Überprüfbarkeit)?