6. Jahrestagung
VERLÄNGERTE EINREICHFRIST: 15.05.2023
Transformationen der Arbeit – Herausforderung für sozioökonomische Forschung, Bildung und Lehre?
Call for Papers für die vom 05. bis 06. Oktober 2023 an der Universität Bielefeld stattfindende 6. Jahrestagung der Gesellschaft für sozioökonomische Bildung und Wissenschaft
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11. Themenband in der Reihe Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft (Springer VS)
Zur Tagungsanmeldung gelangen Sie hier.
Mit diesem Call for Papers lädt die GSÖBW zu Beiträgen für ihre sechste Jahrestagung und den 11. Themenband der Reihe Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft mit gleichlautendem Titel ein. Wir freuen uns über Beiträge und Präsentationen, die sich mit Brüchen und Kontinuitäten, Krisen und Chancen in der Arbeits- und Berufswelt auseinandersetzen.
Viele der Herausforderungen, mit denen sich Gesellschaften im Kontext der Veränderungen von Arbeit konfrontiert sehen, sind historisch nicht neu, aber etliche gewinnen infolge der gegenwärtigen multiplen sozio-ökonomischen Krisen politisch und akademisch an Brisanz. Das illustrieren zuvorderst Debatten um den Arbeitsbegriff selbst. Dazu gehören Plädoyers für einen erweiterten Arbeitsbegriff, der auch Formen der Nicht-Erwerbsarbeit (Care-Arbeit, Freiwilligenarbeit etc.) analytisch fasst. So werden seit längerem diskutierte Perspektiven wie die Frage nach der gesellschaftlichen Einbettung des Arbeitsbegriffs und seiner Anbindung an die Sinn- und Lebensweltorientierung der Beschäftigten gestärkt. Gleichzeitig verstärken sich allgemeine sozio-ökonomische Dynamiken wie Globalisierung, Finanzialisierung, Digitalisierung und auch Migrationsbewegungen, die Folgen für Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen bewirken sowie Fragmentierungen des Arbeitsmarktes (Fachkräftemangel einerseits, Prekarisierung andererseits) verstärken können. Außerdem zeichnet sich im Zuge der aktuellen Debatten ab, dass auf Krisenerfahrungen in der Arbeitswelt auch mit neuen bzw. veränderten Formen der Partizipation geantwortet wird, die institutionalisierte Formen der Mitbestimmung einerseits herausfordern, andererseits innovieren (z.B. „Plattform-Gewerkschaften“).
Zielsetzung der GSÖBW-Jahrestagung 2023 in Bielefeld ist es, den interdisziplinären Dialog zu fördern. Vor allem aber sollen auch gemeinsame Forschungsperspektiven von Fachwissenschaft und Fachdidaktik auf das Themenfeld Arbeit, Berufswelt und Berufsorientierung ausgelotet werden.
Schwerpunkt I. Perspektiven: Raum, Zeit, Verhältnisse von Arbeit
Arbeit ist Schlüsselbegriff wie ordnende Rahmung. Die Vielfältigkeit des Begriffs steht gerade für die Vielgestalt der Ansprüche und Herausforderungen. Vermittelt durch gesellschaftliche Antagonismen und entwicklungslogische Bruchlinien lässt sich Arbeit als gesellschaftliches Konzept verstehen (als auch historisieren), das sich zwischen offenen und verdeckten Mechanismen der Entfaltung und Zurichtung eigener Realisierungspotentiale bewegt. Grenzen und Herausforderungen der Konzeption werden exemplarisch an den Debatten um die Care-Arbeit, die unterschiedliche gesellschaftliche Bewertung von Arbeit (z. B. Arbeit von Pflegekräften) oder inflationsbedingten Entwertungserscheinungen von Erwerbsarbeit deutlich.
Schwerpunkt II. Arbeit: Organisation, Partizipation und Mitbestimmung
Die Formen der gegenwärtigen Arbeitsorganisation werden durch die beschleunigten Veränderungsprozesse herausgefordert. Es stellen sich Fragen zur arbeitsorganisatorischen Einbettung in den Komplex der sog. großen Transformation, den gesamtgesellschaftlichen Reproduktionsprozess überhaupt und unter welchen sozioökonomischen Bedingungen dieser stattfindet. Wie hat sich das Verhältnis von Arbeit und Kapital verändert? Wie wirken sich Prozesse der Transformation auf Organisation von und Partizipation in Arbeit aus? Wie verändert sich die demokratische Legitimation der Verhältnisse von Arbeit? – Zum Beispiel als systemische Herausforderungen des Gegenwartskapitalismus durch globale Arbeitsteilung und Migration sowie durch Krisen des Verhältnisses von Arbeit und Natur. Ebenso stellen sich Fragen nach Digitalisierung und neuer technologischer Arbeitslosigkeit als aktuelle Herausforderungen am Arbeitsmarkt.
Schwerpunkt III. Erfahrung: Arbeit, Leistung, Abseits
Zu neuer Aufmerksamkeit sind Arbeit und die Erfahrung in, mit und an derselben in den Jahren 2020 und 2021 der Covid-Pandemie gekommen. Unausweichlicher als in den vergangenen Dekaden sah und sieht sich die Gesellschaft mit ihren Institutionen, Individuen und den Bereichen der Produktion, Dienstleistung und Verwaltung Fragen der Flexibilisierung und der Legitimierung der Arbeitsorganisation konfrontiert. Entgrenzung, Selbstoptimierung, zudem die Ungleichbehandlung und nicht Berücksichtigung nicht-lohnbezogener Leistung der gesellschaftlichen Organisation geraten in den Blick einer breiteren und hierfür aufmerksameren Öffentlichkeit, wodurch sich die Debatte um eine neue „Fairteilung“ von Arbeit als gesellschaftliche Frage nach Umverteilung von Last und Belastung führen lässt.
Schwerpunkt IV. Mythos Arbeit? Arbeit und Berufsorientierung im Bildungsprozess
Auf den Wandel der Arbeits- und Berufswelt sowie des gesellschaftlichen Verhältnisses zu ihnen muss auch die sozioökonomische Bildung reagieren. Lernende sind angesichts des Wandels verunsichert, ihre Orientierungs- und Beratungsbedürfnisse hoch. Grundsätzlich gilt zu klären, welche Perspektiven, insbesondere Machtperspektiven, in und auf Arbeits- und Berufswelt eröffnet werden sollen und welche Konsequenzen sich hierdurch für die Lehrkräfteausbildung ergeben.
WICHTIG: Organisatorisches
Neben Beiträgen aus der Forschung sind auch wissenschaftlich reflektierte Beiträge aus der Praxis erwünscht. Bei Beiträgen aus laufenden Projekten sollten diesen mindestens Zwischenergebnisse zugrunde liegen. Bitte melden Sie eine Präsentation für die Tagung und/oder eine Einreichung zum Themenband in Form eines Abstracts bis spätestens zum 15.05.2023 an. Geben Sie in diesem Kontext bitte auf Ihrem Abstract an, ob es (a) für die Tagung, (b) für den Themenband oder (c) für Tagung UND Themenband vorgesehen ist.
Alle Einreichungen zum Themenband werden einem double-blind review Verfahren unterzogen. Der
Themenband erscheint im Sommer 2024 unter dem Tagungstitel in der Buchreihe „Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft“, die im Verlag Springer VS von Nicole Ackermann (Zürich), Tim Engartner (Köln), Christian Fridrich (Wien), Silja Graupe (Koblenz), Udo Hagedorn (Bielefeld), Reinhold Hedtke (Bielefeld) und Georg Tafner (Berlin) im Namen der Gesellschaft für sozioökonomische Bildung und Wissenschaft (GSÖBW) herausgegeben wird.
Abstracts sind in deutscher oder englischer Sprache im Umfang von max. 250 Wörtern zu verfassen. Neben den üblichen Angaben (Namen, E-Mail-Adresse und institutionelle Verortung der Verfassenden) weisen sie den Arbeitstitel sowie die Problem- und Fragestellung nebst theoretischem und methodischem Zugang aus. Fügen Sie Ihrem Abstract bitte zudem Schlagwörter/key words (in deutscher UND englischer Sprache) hinzu. Abstracts zur Tagung und/oder zum Themenband reichen Sie bitte bis zum 15.05.2023 an folgende Adresse ein: call4papersgsoebw2023@uni-bielefeld.de
Die in Harvard-Zitierweise zu verfassenden Beiträge zum Themenband sind in anonymisierter Form bis zum 31.10.2023 an die eben genannte Adresse zu übermitteln. Sie umfassen max. 45.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen). Grafiken, Tabellen und das Literaturverzeichnis verringern die verfügbare Wörterzahl.
Kriterien für die Auswahl der Beiträge und der Reviews sind:
• Berücksichtigung der Befundlage und des theoretischen Kontextes:
Ist der Forschungsstand berücksichtigt? Sind die Fragestellungen klar definiert? Ist die
Argumentation nachvollziehbar?
• Relevanz für die Forschung, Prüfungspraxis und deren Fortentwicklung:
Ist der Beitrag neu bzw. liefert er innovative Erfahrungen? Wie trägt er zur Weiterentwicklung von
Theorie und Praxis bei?
• Erfüllung (fach-)wissenschaftlicher Standards:
Handelt es sich um eine Studie in Vorbereitung oder ist sie bereits realisiert? Sind alle
erforderlichen Informationen vorhanden? Sind Untersuchungsdesign, Methoden und statistische
Prozesse angemessen? Sind Ergebnis, Diskussion und Folgerungen nachvollziehbar?