Statements
We need to rethink economics as well as the economy. Just one example: We used to talk about micro-economics and macro-economics; the former was households and companies, the latter regarded countries. Now we need at least six levels of economics: households, companies, neighborhoods, countries, continents, and the globe. For each of them we need to understand different levels of complexity, consumption, production, and decision making, and all of them need to be sustainable, preferably regenerative.
Die schwarz-gelbe Landesregierung in NRW hat kürzlich (November 2018) beschlossen, ab dem kommenden Schuljahr ein neues Fach an Gymnasien einzuführen: „Wirtschaft-Politik“. Der im Vorfeld verwendete Slogan ‚Wirtschaft in die Schule‘ macht für mich deutlich, worum es geht: Um eine monoparadigmatische Vermittlung von wirtschaftswissenschaftlichem Wissen und Denken. Das möchte ich als in Hessen tätige Lehrkraft verhindern, da ich eine interdisziplinäre, lebenssituationsorientierte sozioökonomische Bildung für unabdingbar halte, um jungen Menschen vielfältige Zugänge zu den wichtigen Fragen unserer Zeit zu ermöglichen, die gleichermaßen soziologische, politische, rechtliche und wirtschaftliche Erklärungsansätze einbeziehen.
Wirtschaft dient menschlichem Zusammenleben. Sie sichert das geordnete Miteinander, und ermöglicht, den Alltag aufrechtzuerhalten. In diesem Sinne analysiert die Sozioökonomik Wirtschaft als eingebettet in Gesellschaft und Natur. Zukunftsfähiges Wirtschaften bedeutet daher, das ökonomische Optimierungskalkül durch einen holistischen und systemischen Blick auf sozialökologische und sozialökonomische Systeme zu ersetzen. Zukunftsfähigkeit als gesellschaftliche und individuelle Fähigkeit umfasst die Kompetenz, Widersprüche wahrzunehmen. Sozioökonomische Bildung muss diese Kompetenz fördern. Sie unterstützt dabei konkrete Probleme sowie unterschiedliche Positionierungen zu verstehen, Zielkonflikte zu identifizieren, Perspektiven abzuwägen und, auf Basis dessen, kollektive Entscheidungen zu treffen anstatt gesellschaftliche Richtungsentscheidungen auf das individuelle Wählen am Markt zu reduzieren.
In gängiger ökonomischer Bildung wird nicht (mehr) über Wirtschaft nachgedacht. Dort steht die Einübung einer Denkmethode (‚Ökonomik‘) im Mittelpunkt, deren stillschweigende Voraussetzungen niemals in den Fokus geraten. Dies aber hat mit Bildung in einem klassischen Sinne nichts mehr zu tun. Ökonomische Bildung hält heute damit nicht mehr, was sie verspricht: weder in ihren Inhalten (Ökonomie), noch in ihrer Form (Bildung). Ich bin davon überzeugt, dass Neue Ökonomische Bildung nicht nur wieder eine Grundlagenreflexion von ‚Wirtschaft‘ leisten, sondern darüber hinaus eine gesellschafts- und wirklichkeitsrelevante Haltung entwickeln muss. Sozioökonomische Bildung trägt zu diesem Unterfangen ganz wesentliche Impulse bei.
Entgegen vieler (proklamierter) ‚postmoderner‘ Lockerungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen ist die Volkswirtschaftslehre an den Universitäten auf dem Weg in eine normalwissenschaftliche Verfestigung und Abschließung zugunsten eines ‚modernisierten‘ neoklassischen Standards. Die von der Forschung ausgehenden Treiber für diese Entwicklung spiegeln sich – entsprechend des Zuschnitts der Bologna-Universität – auch in der universitären Lehre wider und diese wiederum fungiert als ein wichtiger Taktgeber für die schulische Bildung in diesem Bereich. Um diesen circulus vitiosus zu durchbrechen sind Neuorientierungen auf den elementaren Stufen der sozioökonomischen Bildung dringend erforderlich.
Mich beunruhigt sehr, dass eine zweckrationale Logik nicht nur immer mehr gesellschaftliche Felder durchdringt, sondern auch das Denken und die Orte – Bildungsinstitutionen und Fächer – wo dieses geschult werden soll. Sozio-ökonomische Bildung verhindert eine (paradigmatische) Verengung des Denkens & Handelns. Mittels vielfältiger Perspektiven der Sozialwissenschaften wird kritische Reflexion ermöglicht, und damit sich und Welt verantwortet und selbstbestimmt zu gestalten.
Theorien und Analyseperspektiven sind stets mit spezifischen Erkenntnisinteressen verbunden. In politökonomischen und sozioökonomischen Ansätzen rücken Fragen ins Zentrum, die Machtbeziehungen, Interessenlagen, Diskurse und auch die Ursachen ökonomischer und gesellschaftlicher Entwicklung und Krisenprozesse adressieren.
Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft als transdisziplinäres Projekt ist eine Chance, jenseits des standardökonomischen „Zahlenwerks“ und der „blinden Flecken“ des disziplinär und paradigmatisch verengten wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams das „Ganze der Ökonomie“ in den Blick zu bekommen. Ökonomie könnte als gesellschaftliche Veranstaltung begreifbar werden, aus der sich Politisches, Kulturelles, Soziales oder Ökologisches nicht einfach so ohne Folgen herausrechnen lässt. Hinterfragt werden könnten gerade solche zwar gängigen, aber deshalb nicht weniger inadäquaten Unterscheidungen wie etwa die zwischen „Wirtschaft“ und „Gesellschaft“, reproduzieren sich in diesen doch eher die Aporien eines selbstreferentiell „entbetteten“ kapitalistischen Wirtschaftssystems, als dass sie diese erschließen. Thema könnten auch grundlegende Fragen wie die werden, ob nicht angesichts der humanitären und ökologischen Verwerfungen unserer globalen „Externalisierungsgesellschaft“ eine theoretische wie praktische „Neuerfindung des Ökonomischen“ angezeigt wäre. Für eine solche andere Ökonomie und Ökonomik, wie auch immer diese dann aussehen mögen, könnte eine andere, eben sozioökonomische Bildung und Wissenschaft ein guter Anfang und ein solides Fundament sein, auch wenn wohl noch nicht geklärt ist, womit dabei eigentlich anzufangen wäre. Aber in der Bildung wie der Wissenschaft ist das Problematisieren des Problems des Anfangs – wie wohl der alte Hegel sagen würde – nicht der schlechteste Anfang. Und ein möglicher Anfang ist doch allemal besser, als wenn wir schon am Ende wären.
Weder ‚Ökonomie‘ noch ‚Bildung‘ existieren außerhalb des ‚Sozialen‘. Ist ’sozioökonomische Bildung‘ also eine Tautologie? Leider nicht, wenn wir betrachten, wie instrumentalisiert wirtschaftliche Themen an vielen Schulen und Hochschulen unter dem Etikett ‚Bildung‘ verhandelt werden. Als Wirtschaftspädagoge möchte ich in Forschung und Lehre dazu beitragen, uneingelöste Bildungsversprechen ernst zu nehmen – zur Stärkung der Lehrenden und Lernenden; für einen reflektierten, aufgeklärten Umgang mit Wirtschaftsthemen.
Das soziale Geschehen ist eine einheitliche Erscheinung. Aus seinem großen Strom hebt die ordnende Hand des Forschers die wirtschaftlichen Tatsachen gewaltsam heraus,‘ lautet der erste Satz in Schumpeters 1912 erschienener „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“. Sozioökonomie bedeutet für mich, diese „ordnende Hand“ offen für vielfältige Methoden wie Theorien anzulegen und wirtschaftliche immer auch als gesellschaftliche Prozesse zu begreifen.
Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft ist heute ein viel gefragter Ansatz, da das Wirtschaftliche nicht vom Sozialen zu trennen ist. Finanzkrisen sind Symptome von sozialen und wirtschaftlichen Problemen, ihr häufiges Auftreten muss daher sozioökonomisch analysiert werden. Insbesondere der über das moderne Geld vermittelte Zugriff auf Ressourcen bedarf einer genauen Analyse, um bei Fehlentwicklungen eingreifen und gegensteuern zu können. Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft kann zur Aufklärung und Mündigkeit der Bürger_innen beitragen, um eine weitergehenden Abgabe von Macht an die Technokratie und damit ein weiteres Zurückweichen der Demokratie zu verhindern.
In der österreichischen Bildungslandschaft ist ein beunruhigender Trend der Entproblematisierung gesellschaftlich-wirtschaftlicher Phänomene erkennbar. Dessen Facetten reichen vom Begnügen mit optischer Makellosigkeit von Lernprodukten und -angeboten bis hin zu einer Überwälzung gesellschaftlicher Verantwortlichkeit auf wenig mächtige Individuen und gipfelt im Negieren von Kontingenz. Drängende gesellschaftliche Transformationsprozesse stehen in den Spannungsfeldern zwischen Kollektiv und Individuum, zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen Egalität und Disparität. Sie können nur dann nachhaltig vollzogen werden, wenn ihre inhärenten Fragestellungen in den Orten der Bildung widerhallen: Wie wollen wir der Notwendigkeit reproduktiver Arbeit im Lichte von Geschlechterverhältnissen und Kapitalismus begegnen? Wie einschneidend werden Dezentralisierungen im Finanzbereich unseren Lebensalltag verändern? Wie sollen Verursacher*innen irreparabler Schäden an der Natur zur Verantwortung gezogen werden? Eine umfassende Implementierung der sozioökonomischen Bildung in Schulen und Hochschulen ist entscheidend, denn sie verlangt es, derartige Fragen in ihrer Widersprüchlichkeit zu erschließen, deren ökonomische, politische und räumliche Dimension zu erfassen und so Diskursgrundlagen für Transformationsprozesse zu schaffen. Denn was problembehaftet ist, darf nicht entproblematisiert werden, was multidimensional ist, darf nicht eindimensional gedacht werden und was veränderungsbedürftig ist, darf gestaltet werden.
Relevante Ökonomik geht nur als umfassende Sozio-Ökonomik, die die Komplexität der Realität abbildet. Als solche muss sie interdisziplinär und pluralistisch sein. Eine Pseudowissenschaft geschlossener Gleichgewichtsmodelle mit physikalischen Analogien des letzten Jahrhunderts führt ins Leere, oder in die gegenwärtigen Fehlentwicklungen der westlichen Wirtschaftsgesellschaften. Das betrifft nicht nur die sozioökonomische Forschung, die anschlussfähig ist mit Sozialwissenschaften, evolutionärer Psychologie, Anthropologie, phylogenetischer Evolutionsbiologie und der Physik komplexer Systeme, eine moderne evolutionäre Systemwissenschaft. Es betrifft noch mehr die Lehre an den Hochschulen und Schulen, die an den simplistischen Schemata des 19. und 20. Jahrhunderts hängengeblieben sind und sie autoritär-monopolistisch als „Wahrheit“ vorschreiben. So kann keine Generation von Problemlösenden generiert werden.
Die internationalen Heterodoxien bieten leistungsfähige realweltliche Wissensbestände, Theorien, Methoden, Epistemologien und politische Handlungsempfehlungen. Als jemand, der vor 25 Jahren die postautistische Bewegung in Europa mitbegründet hat, das Netzwerk Plurale Ökonomik, Exploring Economics und Promoting Economic Pluralism, der international pluralistisch gelehrt, in pluralistischen Journals publiziert, internationale Bände über pluralistische Lehre herausgegeben und ein pluralistisches internationales Lehrbuch der Mikroökonomik verfasst hat, ist mein Platz in der GSÖBW.
Sozioökonomische Bildung muss den Forderungen nach einer Erneuerung der Ökonomie Rechnung tragen, indem sie ihrem Selbstverständnis nach weniger eine Natur- als vielmehr eine multiparadigmatische Sozialwissenschaft darstellt, um sich den Prinzipien der Interdisziplinarität und Kontroversität ebenso zu verpflichten wie der permanenten ethischen Reflexion. In Zeiten, in denen immer mehr Gesellschaftsbereiche nach dem Vorbild des Marktes geordnet werden, ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit dessen (Dys-)Funktionalitäten unabdingbar. Um die wechselseitigen Bezüge zwischen Politik, Soziologie und Ökonomie einerseits und ihre bisweilen unterschiedlichen Logiken andererseits zu erklären, müssen Lehr- und Lerninhalte thematisiert werden, die eine „Klammer“ zwischen diesen Sphären bieten.
Jede sozioökonomische Bildung hat mit der Klarstellung zu beginnen, dass das deutsche ‚Wirtschaftswunder‘ kein Wunder war. Ausgehend von dieser (entfremdenden) Provokation, lässt sich nachvollziehen, was jene Bildung bedeutet, die das Soziale in das Ökonomische integriert und vice versa: die begreifende und verstehende Aneigung von sozialen, politischen, ökologischen Kontexten ökonomischen Denkens und Handelns, die materialer Natur sind – und denen nichts Übernatürliches anhaftet. Und die transformatorische Anverwandlung dieses Weltausschnitts, in deren Vollzug das Ich ein immer ausdifferenzierteres Weltbild entwickelt, welches Grundlage für theoretische und praktische Urteilskraft ist. Insofern entspricht eine sozioökonomische Bildung (und Wissenschaft) dem (klassischen und noch immer gültigen) Versprechen der Bildung schlechthin: der Überwindung von Entfremdung durch Anverwandlung.
Das Thema Low-Profit ist finanzwirtschaftliches Neuland und eine interdisziplinäre Herausforderung für die sozialökonomische Bildung. Dazu gehört zum einen, dass Unternehmen innovative CSR-Maßnahmen setzen und dabei Gemeinwohlzielen Vorrang vor finanziellen Zielen geben. Zum anderen benötigen Unternehmen günstig Kapital, um die anstehenden Investitionen zu finanzieren. Darum geht es auch um die Frage: Wie kann der Staat und die Zentralbank günstige Rahmenbedingung für nachhaltige Low-Profit-Investitionen schaffen?
Die Lehre von der universalen Anwendung des Kosten-Nutzen-Kalküls auf alle Lebenssituationen verstärkt die Selbstökonomisierung der Lernenden und vermittelt die Gewissheit, dass die ökonomische Weltsicht die richtige ist. Die sozioökonomische Bildung (SÖB) erkennt dagegen die Vielfalt von Handlungsmotiven an und behandelt den Homo oeconomicus, der seinen Nutzen bzw. die ökonomische Effizienz zu maximieren trachtet, als ein Akteurmodell neben anderen. SÖB reflektiert das historisch wandelbare Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft, legt einen materialen Begriff von Wirtschaften zu Grunde und geht von einer dienenden Funktion der Wirtschaft gegenüber Gesellschaft und Politik aus. SÖB ist problemorientierte Bildung. Sie orientiert sich weniger am Geltungsanspruch wissenschaftlicher Disziplinen, als an der Existenz und Lösung individueller und gesellschaftlicher Problemlagen und an der Entwicklung von kritischer Handlungsfähigkeit. SÖB fragt auf diesem Hintergrund nach den Bildungsbeiträgen aus den verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen und räumt den verschiedenen Wissensformen (wissenschaftliches, berufliches, Alltags-Wissen) den gleichen Rang ein. Wirtschaftliches Denken und Handeln bedarf der Verständigung mit anderen. Anstelle des autonomen Subjekts, das sich im Homo oeconomicus manifestiert, vertritt SÖB als Bildungsziel, selbstbestimmt und solidarisch mit anderen handeln zu lernen.
Wirtschaftswissenschaft ist Wissenschaft vom Menschen. Ihre Themen sind Entwicklungen, Zustände und Zukünfte der Gesellschaftswirtschaft. Sie erfordert historisch, rechtlich und sozial informierte sowie universell-theoretisch reflektierte Forschung und Lehre. Die aktuelle Volkswirtschaftslehre bedarf in dieser Hinsicht einer Kurskorrektur. Dabei muss ein passenderes Disziplinmodell der Wirtschaftswissenschaft nicht gänzlich neu erfunden werden. Max Weber favorisierte die Sozialökonomik, als er eine neue Lehrbuchreihe für das ökonomische Fach konzipierte: „Ich schlage vor: Lehr- und Handbuch der Sozialökonomik […] Das ist sicher unbedenklich und trifft den Sachverhalt. Wenn nicht möglich dann einfach: ‚Die Volkswirtschaftslehre‘ […] Aber das erste ist besser. Der m. E. nicht nur ‚modernste‘, sondern auch beste Name der Disziplin.“ (Max Weber 1912 an den Verleger Paul Siebeck zum Titel der späteren Reihe „Grundriss der Sozialökonomik“ 1914ff.)
Sozioökonomische Bildung umfasst zentrale Perspektiven, um politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen entgegentreten zu können. Eine sozioökonomische Perspektive ermöglicht einerseits also eine multiperspektivische Betrachtung, andererseits werden Kontroversen der integrativen Disziplinen deutlich. Der stetige Wandel von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft fordert von einer sozioökonomischen Bildung eine ebenso fortlaufende Reflexion der wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Um Jugendliche bei der Suche nach ihrer eigenen ordnungspolitischen Position zu unterstützen, ist es wichtig, dass sie im Unterricht ganz unterschiedliche Wirtschaftsordnungen kennenlernen und offen untersuchen. Wirkliche Prozesse der Exploration und (Selbst-)Verortung sind an plurale Bildungsangebote gebunden. Genau dafür steht eine sozioökonomische Bildung und Wissenschaft. Ihre Relevanz liegt außerdem in der Integration verschiedener Denkweisen. So setzt ein Lernen im Schnittfeld von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft voraus, dass die ökonomische, die politische und die gesellschaftliche Perspektive zwar in ihrer jeweiligen Eigenlogik verstanden, aber dennoch aufeinander bezogen werden können. Eine strikte Trennung wäre künstlich und widerspräche den Lern- und Verstehensbedürfnissen von Jugendlichen. Ökonomische Fragen können ein fruchtbarer Zugang zum Nachdenken über Politik und Gesellschaft sein und umgekehrt.
„Eine rein ökonomische Vergegenständlichung und Berechnung der Wirklichkeit ist ver-messen. Dieser Ansatz führt zu einer Deformierung des Seienden in bestimmte Denkstile und Wahrheiten. Eine sozio-ökonomische Verzahnung kann zu einer Besinnung beitragen. Nur eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit ermöglicht wahrhaftes Denken. Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft wird somit zu einem kulturellen Zugang eines verantwortungsvolleren Bildungsbegriffs.“
Der Unterrichtsgegenstand „Geographie und Wirtschaftskunde“, welcher an Österreichs Schulen in der Sekundarstufe gut verankert ist, versteht Wirtschaft als gesellschaftlich eingebettet und mitgestaltbar: Im Zentrum steht der in gesellschaftlichen Kontexten räumlich und wirtschaftlich handelnde Mensch. Ein zentrales Ziel ist, die verantwortungsvolle sowie reflektierte Weltaneignung von jungen Menschen im Sinne der Entfaltung von Orientierungs-, Urteils- und Handlungsfähigkeit zu fördern. Dazu leistet die sozioökonomische Bildung durch ihre grundlegenden Charakteristika wie Wissenschaftsorientierung, Multidisziplinarität, inhaltliche Mehrperspektivität, kritische Sichtweise, Aktualitäts- und Zukunftsorientierung sowie Schüler- und Lebensweltbezug einen hervorragenden Beitrag.
Eine reduktionistische Weltsicht in Forschung, Ausbildung und Praxis hat die Tendenz, sehr wichtige externe Effekte zum Nachteil der Menschheit auszublenden. Sie unterstützt auch die Vorstellung von engem Fachwissen und Hierarchien, während die Welt eigentlich Demut und Kooperation braucht. Die Idee, in größeren zusammenhängenden Systemen, wie der Sozioökonomie, zu beobachten, zu arbeiten und zu reflektieren, ist für mich attraktiv, weil wir uns mit der Komplexität von „wicked problems“ beschäftigen. Gleichzeitig führt uns diese Interdisziplinarität dazu, innovative Lösungen zu finden und hat vielleicht sogar Platz für etwas Freude und Spaß im Prozess. Stellen Sie sich vor! Die Problemlöser sind auch die bescheidenen und neugierigen Lernenden.
Der Kontakt von Schüler*innen und Studierenden mit dem Fach „Wirtschaft“ besteht meist darin, dass sie den herrschenden Ansatz des neoklassischen Denkgebäudes (auswendig) lernen: Homo oeconomicus, Marktgleichgewicht, technischer Fortschritt, Wachstum und Effizienz bilden das Denkgerüst, in dem sich die späteren Mitglieder der Gesellschaft lernen zu bewegen. Dieses „Wissen“ ist jedoch zu eindimensional in seiner theoretischen und methodischen Herangehensweise und vernachlässigt in seiner Analyse andere Denkschulen und Methoden sowie historische, gesellschaftliche und ökologische Rahmenbedingungen. Hierdurch entsteht eine gravierende gesellschaftliche Fehlentwicklung kombiniert mit einer mangelnden Problemlösungsfähigkeit. Genau hier setzt die sozioökonomische Bildung an: Sie ist multidimensional und interdisziplinär und hat das Potential, die Grundlagen des gesellschaftlichen Denkens und Handelns zum Positiven zu verändern.
Gegenwärtig stehen wir vor dem Rätsel, wie eine ihrer Genese nach weltferne und äußerst einseitige Wirtschaftswissenschaft zugleich gesamtgesellschaftlich ungeheuer wirkmächtig sein kann. Will sozioökonomisches Denken dieses aktuelle und drängende Rätsel läsen, so muss es nicht nur die Wirtschaft wieder bewusst in ihre gesellschaftlichen, politischen, historischen und kulturellen Kontexte einbetten, sondern auch erforschen, wie ökonomisches Wissen selbst als integraler Bestandteil der Wirklichkeit fungiert und welche Verantwortung sowie Veränderungspotentiale daraus für Ökonomen und Ökonominnen resultieren. Die neue Gesellschaft wird sich diesen und weiteren Herausforderungen „zwischen“ Gesellschaft und Wissenschaft nicht nur inhaltlich stellen, sondern ihnen auch institutionell einen Ort geben – eine Rarität in der gegenwärtigen Wissenslandschaft. Besonders ist auch, dass die Gesellschaft Fragen der Bildung einen besonderen Platz einräumt, wohlwissend, wie konstitutiv diese sowohl für die Wissenschaft als auch die Didaktik sind. Zur Person: Silja Graupe ist Professorin für Ökonomie und Philosophie an der Cusanus Hochschule sowie Vizepräsidentin und Gründungsmitglied dieser Hochschule. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen institutionell im Aufbau neuer Bildungsstrukturen, die eine Widerständigkeit gegen die Ökonomisierung der Bildung zu leisten imstande sind; dazu gehören u.a. grundlegend neue Formen der Hochschulfinanzierung sowie Entwicklung und Aufbau pluraler wie interdisziplinärer Master- und Bachelorstudiengänge der Ökonomie. Fachlich liegen ihre Schwerpunkte auf der Kritik der ökonomischen Lehrbuchwissenschaft, der Neuformulierungen der ökonomischen Bildung, erkenntnistheoretischen Perspektiven auf die Ökonomie und auf der interkulturellen Philosophie. Ausgewählte Schriften: „Ökonomische Bildung. Die geistige Monokultur der Wirtschaftswissenschaften und ihre Alternativen“ (2013), „Wirtschaftswachstum und Bildungswiderstand (2016) und „Der kühle Gleichmut des Ökonomen“ (2014). Diese und weitere Veröffentlichungen unter www.silja-graupe.de
Sozioökonomische Perspektiven machen Wirtschaft in ihrem Charakter als gesellschaftliche Gestaltungsaufgabe begreifbar und fordern dazu heraus, sich mit Strukturen wirtschaftlicher Macht und Herrschaft auseinanderzusetzen. Deshalb ist es ein Gebot der Demokratie, dass Wirtschaft an Schulen und Hochschulen in ihre gesellschaftlichen Begründungs- und Wirkungszusammenhänge gestellt wird.
Sozioökonomische Bildung ist grundlegender Teil und Rahmen einer fundierten Auseinandersetzung mit Programmen der Berufsausbildung. Sowohl der Aspekt der Bildung als auch der der Sozioökonomie sind in ihrer Verknüpfung Reflexionsscharniere für die pädagogische, didaktische und fachdidaktische Diskussion, um Curricula in breiter gesellschaftlicher Verantwortung entwickeln, bewerten und umsetzen zu können. Konstruktion und Begrenzung fachbezogener Felder sind in ihrer Inszenierung sozialwissenschaftlich auf Disparitäten, ihre Produktion und Reproduktion in den Blick zu nehmen.
Um individuell relevant zu sein, muss sich ökonomische Bildung an den Lebenswelten der Lernenden orientieren. Eine derartig angelegte ökonomische Bildung ist sozio*ökonomische Bildung. Sie bietet den Lernenden die Möglichkeit, ihre Rollen im Spannungsverhältnis zwischen ökonomischem, ökologischem und sozial-kulturellem Denken und Handeln kritisch zu reflektieren. Sozio*ökonomische Bildung kann im Prozess der (ökonomischen) Sozialisation der Lernenden somit als Kontrastmittel verstanden werden, das zur Förderung ihrer Selbstbestimmung beiträgt.
„It’s the economy, stupid.“ Um ehrlich zu sein, habe ich als Student der Wirtschaftspädagogik und auch noch in meinen Anfängen als wissenschaftlicher Mitarbeiter die wirtschaftswissenschaftliche Seite meines Studiums und Disziplin lange abgelehnt. Vieles erschien mir bisher als zu weltfremd, menschen- und naturfeindlich, beschränkend, begrenzend und exklusiv. Durch die Auseinandersetzung mit den Leitideen Sozioökonomischer Bildung entdecke ich meine Leidenschaft für das Thema Wirtschaft, dessen Bedeutung für unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben neu. Sie bieten mir als Lehrender eine Reflexionsgrundlage, um „andere, transformative“ Lernräume mit Lernenden zu gestalten und zu erschließen, die kritische Reflexion und Freude an Mitgestaltung anregen.
Sozioökonomische Bildung zielt auf den emanzipatorischen Kern von Bildungsprozessen ab. Sie befähigt zur kritischen Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse und Zusammenhänge. Ungleichheit, Klima- und Care-Krise sind unbewältigte Herausforderungen unserer Zeit. Um gesellschaftliche Probleme in Strukturzusammenhängen zu sehen und nicht zu individualisieren und auf den Schultern einzelner Akteur:innen abzuladen, sind sozioökonomische Perspektiven unerlässlich.
Dem Fach Sozialkunde (Social Studies) liegt die Aufgabe zugrunde, die grundlegenden Kompetenzen zur Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft auszubilden. Das Wichtige im Unterricht liegt somit darin, dass die Schülerinnen und Schüler die Gesellschaft nicht nur als bereits gegebene Sache, sondern auch als eine behandeln, die sie neu erschaffen können. Dafür soll ein problemorientiertes Lernen gewährleistet werden, damit die Schülerinnen und Schüler die gegebenen Formen und Systeme der Gesellschaft nicht einfach als feststehend annehmen, sondern differenziert analysieren und ihre Richtigkeit überprüfen, um schließlich diskursiv bessere Lösungen zu ermitteln. Bei derartigem Lernen zur kritischen Konstruktion der Gesellschaft bieten das Wissen und die Perspektive der Wirtschaftswissenschaft neben den anderen sozialwissenschaftlichen Aspekten ein besonders wichtiges Mittel. Die wirtschaftliche Bildung wird im Fach Sozialkunde (Social Studies) zur Bildung mit dem Ziel der Gestaltung der Gesellschaft aufgrund ihrer unabdingbaren pädagogischen Wirkung integriert.
Die Antwort auf Diversität, Komplexität und Kontroversität von Wirtschaft und den damit befassten Sozialwissenschaften heißt sozioökonomische Bildung. Wissenschaftliche Redlichkeit und gesellschaftliche Verantwortung erfordern eine pluralistische Hochschullehre und einen pluralen Unterricht über Wirtschaft und ihre Verhältnisse zur Gesellschaft. Nur wer die Vielfalt des wissenschaftlichen Denkens über Wirtschaft und die Vielgestaltigkeit wirtschaftlichen Handelns kennt, kommt mit den wirtschaftlichen Realitäten von heute zurecht. Deshalb gehört auch die Pluralität der gesellschaftlichen, politischen und persönlichen Vorstellungen von guter Wirtschaft und gutem Wirtschaften in die Curricula von Schulen und Hochschulen. Mit diesen und weiteren Themen setzt sich der sozio*ökonomische Diskurs über Lehre und Unterricht auseinander. Raum und Rahmen dafür bietet die Gesellschaft für sozioökonomische Bildung und Wissenschaft.
Sozioökonomische Bildung, deren Stärkung und Verbreitung die GSÖBW fördert, ist auch ein Thema für die Stiftungen. Denn gegen den hegemonialen Strom neoklassischer Forschung und Lehre an den deutschsprachigen Universitäten zu schwimmen bedarf eines soliden Rückhalts in der Zivilgesellschaft, die dem Einfluss der staatlichen Institutionen ein Gegengewicht sein kann. Die Unterstützung privater Träger ist hier in besonderer Weise gefordert, sonst entfernen wir uns immer weiter von der Volkswirtschaftslehre als einer Sozialwissenschaft sui generis, deren Vertreter – dem Anspruch von Keynes folgend – nicht nur Mathematiker, sondern auch Historiker und Philosophen sein müssen, um gute Ökonomen sein zu können.
Schon im Jahr 1921 hat der Industrielle und Politiker Walther Rathenau bemerkt: „Die Wirtschaft ist unser Schicksal“. Seitdem dürfte der Satz sogar noch an Bedeutung gewonnen haben. Tatsächlich kennzeichnet sich die kapitalistische Genese durch eine zunehmende Orientierung der Menschen an ökonomische Überlegungen statt an religiöse Traditionen. Aber auch in der Lehre von der Wirtschaft mangelt es nicht an Glaubensbekenntnissen, denn Erkenntnis und Interesse sind auf diesem Gebiet eng miteinander verwoben. Eine nach Aufklärung strebende sozioökonomische Bildung übt Kritik an ideologischem Wirtschaftswissen in Form von Dogmen, Falschinformationen, akademischen Fehlurteilen und populären Irrtümern. Über das Los der Menschen bestimmen eben keineswegs nur blindwütige ökonomische Zwänge, sondern es kommt auf die Vermittlung der Einsicht an, dass die Gesellschaft prinzipiell den Lauf der Dinge gestalten kann.
Ökonomische Bildung heißt für mich Erziehen zum kritischen Denken, zum deep learning, zum kritischen Hinterfragen von scheinbaren Selbstverständlichkeiten. So lernen angehende Betriebs- und Volkswirte später gemeinsam mit anderen Antworten auf die aktuellen gesellschaftlichen Fragen zu finden. Eine Lehre, in deren narrativer Struktur „der Markt“ oder „das Unternehmen“ als mythische Helden win-win-Solutions garantieren und vom Schurken im Stück, dem Staat, daran gehindert werden, erfüllte diesen Anspruch nicht, wenn sie die einzige Erzählung bliebe; ebenso wenig wie die Erzählung vom edlen Stakeholder-Kapitalismus, der den Shareholder-Kapitalismus ablösen müsse und in der die neue Heldenrolle wohl einer Managerelite zukommt, die für Anspruchsgruppen weise win-win-solutions entwickelt. Im Berater-Modus vermitteltes, manichäisches Denken verschüttet bei Studierenden die Fähigkeit zum dialogischen Miteinander, zum Diskurs mit anderen, fremden Sichten. Um Neugier und die Fähigkeit, eigene Ansichten infrage zu stellen, Dialogbereitschaft und kritisches Denken sollten wir Lehrenden immer wieder ringen, auch bei uns selbst.
Im Lichte meiner eigenen Forschungen hat sozio-ökonomische Bildung zwei Dimensionen: Erstens, es geht um die Fähigkeit, ökonomische Analysen, Theorien und Politiken kritisch reflektieren und zu einer eigenen Position gelangen zu können; zweitens, dies setzt bewusste Werthaltungen voraus, die emotional verwurzelt sind. Letzteres bedeutet, eine Haltung einzunehmen, die sich aus einem Bildungsprozess einstellt, und die das eigene Engagement antreibt. Ein Beispiel für diese Zusammenhänge ist ‚social entrepreneurship‘, die sich bewusst an Werte bindet und wirtschaftliche Lösungen für gesellschaftliche Probleme sucht, die auf einer realistisch-kritischen Analyse beruhen. Für die Ökonomïn bedeutet das anzuerkennen, dass es keine wertfreie Wirtschaftswissenschaft gibt, und dass wirtschaftswissenschaftliche Erkenntnisse immer fallibel sind. Angesichts dieser Fallibilität müssen Werte Orientierungen geben. Ein Beispiel: Als ich studierte, galt es als theoretisch selbstverständlich und empirisch gesichert, dass Mindestlöhne Arbeitslosigkeit verursachen. Das hat weltweit die Politik beeinflusst. Heute wissen wir, dass diese Auffassung falsch ist. Hätte sich die Wirtschaftswissenschaft auch an Werten wie Gerechtigkeit orientiert, und das vermeintlich sichere Wissen als fallibel betrachtet, hätte eine ganze Generation bessere Lebensbedingungen erfahren, mit Konsequenzen auch für die Politik – man denke an den Populismus in den USA.
Egal ob Klimawandel, Globalisierungsangst oder Wohnungsnot: ökonomische Deutungen aktueller Herausforderungen greifen in ihrer methodischen Einseitigkeit oft zu kurz und haben bei der Suche nach Wegen guter gesellschaftlicher Entwicklung oft nur die Orientierung an einem fragwürdigen Effizienzbegriff anzubieten. Daher ist eine Neufundierung von ökonomischer Bildung und Wissenschaft unerlässlich, um die Ökonomik wieder glaubhaft und relevant zu machen.
Sozioökonomische Bildung ist der Schlüssel zu einem komplexen und vernetzten Denken. Sie bereitet den Nährboden für eine ausgewogene Diskussion über die vielfältigen gesellschaftlichen, politischen, ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft.
Wir leben unbestritten in einer Gesellschaft, die von einem raschen politischen, sozialen und ökonomischen Wandel geprägt ist und in der „Gewissheiten“ permanent in Frage gestellt werden. Eine kompetenzorientierte sozioökonomische Bildung soll Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzen, mit komplexen, kontroversen und pluralistischen Positionen im Alltag, in der Politik, in der medialen Vermittlung und in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften umzugehen. Das Ziel ist eine politische Bildung, die zur Orientierung verhilft und dem Einzelnen ermöglicht auch dann die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, wenn kein gesichertes Wissen zur Verfügung steht und die Urteilsfindung zwischen „facts“ und „fiction“ erschwert.
Der Gegenstand wirtschaftlicher Bildung darf nicht in der Vermittlung des Irrglaubens bestehen, dass es allen besser geht, wenn jeder an sich selbst denkt. Vielmehr geht es darum, unsere Wirtschaftsordnung in ihrem politischen, sozialen, historischen und internationalen Kontext zu erfassen und zu lernen, dass sie stetiger Veränderung unterworfen und Gegenstände gesellschaftlicher Konflikte und Aushandlung sind. Statt Einführungen in die Mikroökonomie und in das Gleichgewichtsdenken brauchen wir daher sozio-ökonomische Bildung.
Wirtschaftliches Handeln findet immer in einem sozialen Kontext statt – wird von ihm beeinflusst und beeinflusst ihn. Eindimensionale Erklärungsansätze werden dieser Komplexität nicht gerecht. Schlimmstenfalls führen sie dazu, eine „einfachliche“ Einheitsmeinung auf andere Domänen zu übertragen, unethisches und selbstausbeuterisches Handeln zu befördern. Sozioökonomische Bildung schafft Raum für plurale Erklärungsansätze. Menschen finden sich in ihr wieder als Subjekte, für die Wirtschaft nicht im luftleeren Raum, sondern in der sozialen Interaktion stattfindet. Sozioökonomische Bildung fordert dazu heraus, Probleme kritisch aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, eigene Wertmaßstäbe zu entwickeln, beständig zu hinterfragen und an wirtschaftliches Handeln anzulegen.
Sozioökonomie bedeutet den Versuch, wirtschaftliche Zusammenhänge vor dem Hintergrund ihrer sozialen Einbettung zu untersuchen. Eine sozioökonomische Perspektive ermöglicht damit genau jene interdisziplinäre und problemorientierte Herangehensweise, die die moderne Sozialwissenschaft so häufig vermissen lässt.
Mündige Bürgerinnen und Bürger brauchen sozioökonomische Bildung und Wissenschaft! Die Welt wird im 21. Jahrhundert immer komplexer und auch wenn Wirtschaft, Politik und Gesellschaft noch nie abgeschotteten Systeme waren, so werden ihre Verflechtungen heute immer deutlicher. Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft kann einen Beitrag leisten, diese Komplexität und die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen sozialen Systemen besser zu verstehen. In der Politik und in der politischen Bildung sind Urteilsfähigkeit und Teilhabe schon lange wichtige Leitbilder der Demokratie und der Demokratieerziehung. Mündige Bürgerinnen und Bürger verstehen, diskutieren und gestalten sogar. Doch für wirtschaftliche und sozioökonomische Fragen scheint ein solches Demokratieverständnis nicht zu greifen. Dabei sind wir alle Teil ‚der Wirtschaft’, z. B. als Konsumentin, Arbeitnehmer, Unternehmerin oder Sparer. Wenn wir als Gesellschaft möchten, dass die Menschen in der Lage sind, ihre Gegenwart sicher und kompetent zu navigieren und vor allem, dass wir alle unsere Zukunft gemeinsam und demokratisch gestalten, dann brauchen wir eine fundierte sozioökonomische Bildung und Wissenschaft.
Die seit einigen Jahren forcierten Initiativen für die Etablierung von Finanzbildung und konkret für Wirtschaft als Unterrichtsfach losgelöst von politischer und sozialwissenschaftlicher Bildung halte ich für problematisch, weil sie den Eindruck vermitteln, dass eine Auseinandersetzung mit Ökonomie ohne eine Analyse und Beurteilung bestehender (sozio-ökonomischer) Macht- und Herrschaftsverhältnisse denkbar wären. Sozioökonomische Bildung nimmt dagegen eine ganzheitliche Perspektive auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ein. Aus wissenschaftlicher Sicht bietet die Gesellschaft für sozioökonomische Bildung und Wissenschaft einen wichtigen Raum für Forschung und Diskurs in diesem Feld.
Unkontrollierbare Globalisierung, Zuspitzung systemischer Krisen und Häufung technologisch und ökonomisch verursachter Umweltkatastrophen, Ausbeutung natürlicher Ressourcen und neue Formen der Verarmung und Verelendung – diese Stichworte mögen genügen, um deutlich zu machen, dass der Bezug auf eindimensionale Handlungslogiken wie die der ökonomischen Rationalität und Markteffizienz weder für die allgemeine noch für die berufliche Bildung geeignet ist, um auf die Komplexität wirtschaftlicher, sozialer und politischer Zusammenhänge vorzubereiten. Die Finanzkrise und deren verheerenden Folgen wurden von weltweit anerkannten Experten nicht nur als Politikversagen, sondern auch als Insuffizienz ökonomistischer Spezialdisziplinen vor den Herausforderungen des Wirtschafts- und insgesamt des Gesellschaftssystems interpretiert. Fächerübergreifende soziökonomische Bildung „für alle“ in Verbindung mit fachlicher Kompetenz ist unverzichtbar für demokratisches Engagement und Teilhabe an der Lebens- und Arbeitswelt und deren verantwortlichen Gestaltung.
Mich für die Stärkung von sozioökonomischer Bildung einzusetzen, bedeutet, für eine teilhabefreundliche und solidarische Gesellschaft einzutreten.
Zur Durchdringung der zunehmend komplexeren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozesse ist eine informierte und gut begründete sozialwissenschaftliche Bildung eine unabdingbare Grundvoraussetzung. Hierzu bedarf es einer kulturellen bzw. kontextualen Sichtweise, die die einseitige und verkürzte Ausrichtung der sogenannten Mainstream-Ökonomik ergänzt. Denn um zu realitätsnahen und in der Praxis umsetzbaren wirtschafts- und sozialpolitischen Schlussfolgerungen zu gelangen, muss eine moderne Ökonomik die soziale Einbettung der Wirtschaftsakteure systematisch berücksichtigen, d.h. die sozialen Beziehungen und kulturellen Referenzpunkte von Individuen in die ökonomische Analyse integrieren. Es gilt neben der politischen Dimension explizit auch die Bedeutung von Normen, Institutionen, kultureller Prägung, Sozialisationserfahrungen, soziale Ungleichheiten, Machtasymmetrien und die Begrenztheit kognitiver Prozesse zur Erklärung moderner Wirtschaftsordnungen heranzuziehen. Ziel einer sozioökonomischen Bildung muss es sein, Lernende zur Selbstbestimmung und zu gesellschaftlicher Verantwortung in wirtschaftlichen, politischen und sozialen Zusammenhängen zu befähigen.
Die moderne Sozialwissenschaft will Zusammenhänge und Strukturen in der Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Kultur usw. erschließen, um so letztlich auch wissenschaftlich geprüftes Handlungswissen zur Verfügung zu stellen. Soziologie, BWL, VWL, Politikwissenschaft usw. sind Teile dieses sozialwissenschaftlichen Gesamtprojektes und tragen erst gemeinsam zu einem möglichst guten und realistischen Bild der sozialen Welt bei. Was die eine nicht kann, kann sie von den anderen lernen, oder doch zumindest erkennen, was sie nicht kann.
Sozioökonomische Bildung ist notwendig, um Wirtschaften wieder mit sozialem Handeln und mit Gesellschaft zu verbinden. Das setzt voraus, dass die Ökonomie in einen Dialog mit den Sozialwissenschaften eintritt und auch die Soziologie sich ihrerseits auf Wirtschaft und Wirtschaftstheorien einlässt. Sozioökonomie muss sich dabei auch eine problemorientierte Kontur geben, sodass sie eigene Erkenntnisziele und Fragestellungen entwickeln und vorstellen kann.
Das österreichische Unterrichtsfach „Geographie und Wirtschaftskunde“ definiert wirtschaftliches Handeln als räumlich-historisch geprägt, gesellschaftlich eingebettet und individuell sinnhaft. Es folgt damit einem sozioökonomischen Bildungsverständnis. Allerdings steht das Unterrichtsfach, wie in anderen Ländern auch, der wiederkehrenden Forderung gegenüber, die Domäne „Wirtschaft“ von ihrer räumlich-sozialwissenschaftlichen Dimension abzutrennen. Dies gilt es zu vermeiden, denn eine sozioökonomische Bildung dient als Schlüssel für ein reflektiertes Verständnis von ökonomisch geprägten gesellschaftlichen Verhältnissen, indem es individuelle sowie gesellschaftliche Zusammenhänge, Widersprüche und Herausforderungen sichtbar macht. Ein Verständnis, das wesentlich dazu beitragen kann, Schüler*innen in ihren gesellschaftlichen Gestaltungs- und Teilhabemöglichkeiten zu stärken.
Sozioökonomische Bildung trägt zu einem interdisziplinären Nachdenken über die Einrichtung der Gesellschaft selbst bei. Voraussetzung dafür sind plurale Zugänge, die ihrerseits befragt werden können. So werden in den konkurrierenden Modellen, Theorien und Konzepten auch ihre stillschweigenden Vorannahmen, ihre normativen Bezugspunkte, ihre zentralen Denk- und Argumentationsfiguren sowie ihre gesellschaftlichen Folgen und Effekte diskutierbar.
Soziökonomische Bildung befähigt Bürger/-innen, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge zu verstehen sowie zu hinterfragen. Sowohl eine kritische, fundierte Analyse der aktuellen sozial-ökologischen Herausforderungen als auch die Auseinandersetzung mit den schon vorhandenen und denkbaren, vielfältigen Lösungsstrategien sind dafür notwendig. Sie legt damit die Grundlage, unsere Wirtschaft verantwortungsvoll mitzugestalten und über die Gelingensbedingungen einer sozial gerechten und ökologisch nachhaltigen Wirtschaft nachzudenken. Damit ist sie ein wichtiges Element unserer Demokratie. Die direkte Anknüpfung bei den Fragen der Zielgruppen und eine partizipative sowie integrative Methodik sind dabei zentral.
Spätestens seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise wissen wir, dass reine ökonomische Bildung in eine Sackgasse führt. Sozioökonomische Bildung hilft, das Wirtschaftssystem als soziales und gleichgewichtsloses System zu begreifen, seine gesamtgesellschaftlichen Chancen und Risiken besser zu verstehen, Modelle gleich welcher Herkunft kritisch zu hinterfragen und Ansätze zur Lösung der drängenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme zu entwickeln.
Wir brauchen sozioökonomische Bildung aus drei zusammenhängenden Gründen: Erstens, weil der herrschende Diskurs der Ökonomik durch realitätsferne oder sogar ausdrücklich kontrafaktische Theorien gekennzeichnet ist, die wirtschaftliche Strukturen (z.B. Vermachtung im Unternehmenswettbewerb) und Prozesse (z.B. Krisen) nicht überzeugend erklären können. Zweitens, weil die Annahme vorherrscht, dass „der Markt“ allen anderen Steuerungsinstrumenten immer überlegen ist und – daraus folgend – alle Lebensbereiche vermarktlicht werden müssten. Drittens, weil Ökonomie nicht im sozialen Vakuum stattfindet, in den vorherrschenden Theorien jedoch Institutionen wie die Mitbestimmung und Organisationen wie etwa Gewerkschaften entweder gar nicht vorkommen oder aber als marktwidrig dargestellt werden.
Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft ermöglichen einen humanistischen Zugang für alle zu den zeitgenössischen „großen Fragen” hinsichtlich der nachhaltigen Zukunft unserer Welt.
Die extreme Spezialisierung in den modernen Sozialwissenschaften verhindert eine Analyse ökonomischer Prozesse, die deren historische, politische und soziale Bedingtheit reflektiert. Sozioökonomische Bildung muss multidiziplinär angelegt sein, um wieder zu einer angemessenen Beschäftigung mit wirtschaftlichen Fragestellungen zu führen.
Das weit verbreitete Informationsparadigma oder Informationsmodell erzeugt die Illusion, jede und jeder könnte immer alles wissen und tun. Viele theoretische und empirische Ergebnisse legen jedoch nahe, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nicht in jedem wichtigen Lebens- und Konsumbereich permanent alle wichtigen Informationen wahrnehmen, verarbeiten, abrufbar speichern und in ihrer Erwartungsbildung und in ihren Entscheidungen berücksichtigen können. Hochwertiger Information, also einer einfachen, klaren, verständlichen und vergleichbaren Verbraucherinformation, kommt daher ebenso wie der Verbraucherbildung eine zentrale Rolle zu. Verbraucherbildung sollte unter anderem darauf fokussieren, die Wichtigkeit und Relevanz der Informationen, die für eigene Problemlösungen geeignet erscheinen, selektieren zu können. Nicht so sehr zahlreiches Detailwissen, sondern vor allem eine so genannte Meta-Bildung scheinen eher zielführend zu wirken. Hierzu gehört lebensnahes Training in der Schule genauso wie lebenslanges, praxisnahes Training nach der Schule, für Erwachsene, vorzugsweise am Ort des Problems und der Betroffenheit. Dafür bedarf es weniger einer (frontalen) Wissensvermittlung im „Kinoprinzip“, sondern vor allem eines regelmäßigen „Übens“ an Praxisfällen in Alltagssituationen.
Wir leben in einer ökonomisierten Gesellschaft: ökonomische Kalküle und regeln sind für viele Lebensbereiche bestimmend geworden. Die Ökonomik ist zur Leitwissenschaft der Gesellschaft geworden. Dies wurde u.a. dadurch möglich, dass sie sich selbst als „imperial“ versteht, sie kann sich dabei keine Grenze für ihre Anwendungsmöglichkeiten definieren, – und zweitens, weil sie (im Unterschied z.B. zur Klassischen Politischen Ökonomie) den Begriff Gesellschaft verloren hat. Ein Verständnis der ökonomisierten Gesellschaft verlangt eine Ökonomik, die sich selbst in ihren sozialen und kulturellen Einbettungen begreift, mit anderen Worten: eine genuin sozioökonomische Position. Erst von dieser Warte können die performativen Wirkungen der traditionellen Ökonomie mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft analysiert und Elemente einer neuen Sichtweise des Wirtschaftssystems entwickelt werden.
Angesichts der massiven Beeinflussungsversuche von Seiten der Privatwirtschaft, der Finanzgroßwirtschaft und willfähriger wissenschaftlicher Inside Jobber für eine brave marktliberale Sichtweise, war eine sozioökonomische Bildung, die plurale Blickwinkel auf unser Wirtschaftssystem bietet, nie so wertvoll wie heute. Die mittlerweile täglichen Horrormeldungen zur ökologischen Bedrohung unseres Planeten müssten meines Erachtens vor allem dazu führen, die definitiven Grenzen des Wirtschaftswachstums und die daraus folgenden radikalen und für die Menschheit zunächst sicher schmerzlichen Reformen zur Begrenzung unseres Ressourcenverbrauchs und unserer Umweltbelastungen in den Mittelpunkt zu rücken.
Die Ökonomie ist hocheffektiv, aber nicht notwendig effizient. Sie verfehlt viele ihrer normativen Ansprüche, um die sichtbar werdenden Defizite immer wieder „nachzurationalisieren“. Sie ist eine economy of guess, weitab ihres eigenen logistizistischen Verständnisses. Die reichhaltigen Angebote der anderen Wissenschaften bleiben ungenutzt, solange die Ökonomik sich als geschloßenes System und scheinbar geklärter Epistemologie und Semantik missversteht. Dabei sind die zu analysierenden und zu bewältigenden Probleme grösser als die Disziplin bearbeiten kann: ökologisch wie kulturell, technologisch wie klimatologisch. Wir sind an einer Schwelle nicht nur der digital transformation, sondern auch der ökonomischen Verstrickung mit anderen gesellschaftlichen und kulturellen Dimensionen.
Die Wirtschaft im sozioökonomischen Verständnis als eingebettet in Gesellschaft und Umwelt kennenzulernen, ist essenziell für Studierende der Wirtschaftswissenschaften. Nur so können sie ein gutes Verständnis für Herausforderungen unserer Zeit wie Ungleichheiten oder die Umwelt- und Klimakrise entwickeln.
Allgemeine Bildung bereitet nicht auf bestimmte Berufe und auch nicht auf das Studium bestimmter universitärer Fächer vor, sondern hilft den jungen Menschen bei der Bewältigung vieler unterschiedlicher Situationen: privat oder sozial oder politisch. Moderne Gesellschaft ist auch eine ökonomisierte Gesellschaft, d.h. viele Lebensbereiche werden von ökonomischen Prinzipien beeinflusst. Diese Gesellschaft beeinflusst aber ihrerseits den ökonomischen Teilbereich durch soziale Voraussetzungen und Rahmungen und auch durch politische Entscheidungen über die Rahmenbedingungen ökonomischen Handelns und zur Vermeidung oder Kompensation illegitimer Resultate der Marktprozesse. Am Beispiel der Berufsorientierung sieht man, dass Prozesse subjektiver Identität und kollektiver Interessenvertretung sowie soziale Strukturen in Betrieben thematisiert werden müssen, damit ein verantwortliches, realistisches und zukunftsfähiges Bild erworben werden kann. Die Einbettung in ökonomische Zusammenhänge kann also nicht allein den Zugang zum Beruf eröffnen, weil das viel zu eng gefasst wäre. Allgemeine Bildung muss ihrem Anspruch nach solche Zusammenhänge und Widersprüche thematisieren, fundieren und reflektieren. Sozio-ökonomische Bildung bezieht sich deshalb auf alle drei großen Sozialwissenschaften (Soziologie, Ökonomie, Politologie) und – je nach Gegenstand – auf weitere Disziplinen. Die schwierigste Aufgabe, nämlich Zusammenhänge und Widersprüche zu sehen, zu analysieren und zu bewerten, darf nicht auf die Lernenden abgewälzt werden – weil Schule dazu angeblich nicht in der Lage ist. Deshalb ist ein integriertes und integrierendes Fach unerlässlich.
Sozioökonomische Bildung ist auch für mich eine zu beschreibende Folie, auf der festgehalten werden kann, wie eine gute ökonomische Bildung aussehen sollte.
Welche ökonomische Bildung trägt dazu bei, das spätkapitalistische Anthropozän zu verstehen und zu gestalten? Wie muss sozioökonomische Bildung gestaltet sein, um nicht nur zum quantitativen Umgang mit Wert, sondern auch zu gesellschaftlich ausgewogenen und zukunftsfähigen Entscheidungen zu befähigen? Welches Wissen muss ökonomische Bildung mit-vermitteln, um die scheinbare Wertneutralität und breite Anwendbarkeit „der ökonomischen Methode“ in den richtigen Momenten relativieren zu können? Für Antworten auf diese Fragen braucht es eine multiperspektivische Herangehensweise an ökonomische Probleme. Zukunftsfähige sozioökonomische Bildung integriert inter- und transdisziplinär gewonnenes ebenso-ökonomisches Wissen, etwa zur Verschränkung von Herrschaftsverhältnissen, zur Erkenntnis eines endlichen Planeten oder zur historischen Genese von Technik und Kultur. Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft heute erfordert nicht nur eine Wandlung der Inhalte, sondern auch der Gepflogenheiten. Anhaltspunkte hierfür gibt es bereits viele – von der Offenlegung eines jeden epistemologischen Standpunkts, über Embodiment bis hin zum „classroom as a democratic setting“ und einer „engaged pedagogy“ (Hooks 1994).
Jegliches wirtschaftliche Handeln ist unabwendbar normativ und nicht von Fragen der Ethik zu entkoppeln. Vielmehr braucht es ein bewusstes Nachdenken über den kulturellen Lebensentwurf, den wir als Gesellschaft über eine dem Menschen dienende Wirtschaft zu realisieren versuchen. Eine in diesem Sinne wohlverstandene ökonomische Rationalität muss die voranschreitende Ökonomisierung unserer Lebensbereiche kritisch hinterfragen, die wirtschaftswissenschaftliche Orthodoxie beständig intellektuell herausfordern und zum gemeinsamen Weiterdenken anregen. Sozioökonomische Bildung wirkt dabei der gesellschaftlichen Entbettung ökonomischer Sinn- und Handlungslogik entgegen und stemmt sich gegen ein reduktionistisches Verständnis komplexer Zusammenhänge, wie es über die puristische Eleganz neoklassischer Modellierung zu vermitteln versucht wird.
Um die aktuellen sozialen, politischen und ökologischen Krisen zu verstehen und zu bearbeiten, braucht die Gesellschaft kritische, transformative, sozio-ökonomische Wissenschaft und Bildung. Nur so können wir Kapitalismus verstehen, die zunehmende Ökonomisierung von Gesellschaft und Natur hinterfragen und Utopiefähigkeit entwickeln – und zwar nicht nur im universitären Elfenbeinturm, sondern im engen Austausch mit Zivilgesellschaft, Politik und sozialen Bewegungen.
Die entscheidende Triebkraft für die Angleichung der Lebensverhältnisse auf nationaler und internationaler Ebene ist die Bildung – kodifiziert in der Ausbreitung von Wissen und Qualifikationen (Piketty). Diese Triebkräfte werden in besonderem Maße durch die vorherrschenden politischen und institutionellen Rahmenbedingungen konstituiert.
Ohne ein multi-paradigmatisches Selbstverständnis ist es kaum vorstellbar, wie die moderne Sozialwissenschaft an den Schnittstellen von politischer Ökonomie, Soziologie, Pädagogik etc. diese Triebkräfte verstehen soll und wie in (Hoch-)Schulen Bildungsprozesse initiiert werden können, die auf die komplexe Lebenswirklichkeit in einer ökonomisierten, rationalisierten Welt vorbereiten und zu deren Reflexion anregen. Insbesondere im Bereich der beruflichen Bildung sprechen wir (junge) Menschen an, die einerseits privat und gesellschaftlich als Wirtschaftssubjekte handeln und andererseits beruflich in die Strukturen der Arbeits- und Wirtschaftswelt eingebunden sind.
Ohne eine sozioökonomische Perspektive auf Bildung und Wissenschaft, die auch in eine sozioökonomische Didaktik mündet, können wir den entstehenden Anforderungen, (junge) Menschen in ihren komplexen Entwicklungsaufgaben zu begleiten, nicht gerecht werden.
Mehr denn je prägen gesellschaftliche Veränderungen, Migration, Globalisierung, technische Innovationen und Klimawandel unsere heutige Zeit. Die simple Logik vollkommener Märkte liefert einen theoretischen Bezugspunkt ökonomischen Denkens, doch die Beantwortung der anstehenden Fragen bedarf einer Vielfalt von Denkansätzen im Spannungsfeld der Fachdisziplinen, so auch der Sozioökonomie.
Aus der Erfahrung von 30 Jahren Bildungsarbeit in der Berufsbildung in verschiedenen Ausbildungsberufen erscheint mir eine Überarbeitung des Prüfungsstoffs im Fach „Wirtschafts- und Sozialkunde“ unbedingt notwendig. Die Eindimensionalität des in diesem Prüfungsfach gegenwärtig zugrunde liegenden neoliberalen Kanons widerspricht der kognitiven Leistungsfähigkeit der Auszubildenden.
Wir brauchen sozioökonomische Bildung, weil traditionelle ökonomische Bildung immer der Gefahr einer ökonomistischen Verengung ausgesetzt ist. Ein Schulfach Wirtschaft mit der Wirtschaftswissenschaft als einziger Bezugsdisziplin ist meines Erachtens nicht geeignet, Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung eines angemessenen, kritischen Blicks auf ökonomische Zusammenhänge in modernen Gesellschaften optimal zu unterstützen. Aus guten Gründen haben sich in Deutschland unterschiedliche Integrationsfächer für die Vermittlung ökonomischer Bildung herausgebildet; beispielsweise die Arbeitslehre, für die wir an der TU Berlin zukünftige Lehrkräfte ausbilden. Als Wirtschafts- und Politikwissenschaftler mit Forschungsschwerpunkt im Bereich des nachhaltigen Konsums schätze ich an der „Gesellschaft für sozioökonomische Bildung und Wissenschaft“ auch die explizite fachliche Öffnung über didaktische Fragestellungen hinaus.
Gegenwärtige und zukünftige Schlüsselprobleme sowie damit verbundene Fragestellungen kennzeichnet eine enorme Komplexität und Vielseitigkeit. Um sich mit diesen auseinandersetzen zu können, bedarf es eines multiperspektivischen, pluralistischen Zugangs, den nur eine vernetzte sozioökonomische Bildung und Forschung zu bieten vermögen.
Bereits gegenwärtig bietet ein sozialwissenschaftlich reflektierter Sachunterricht vielfältige Anknüpfungspunkte, um sozioökonomische Bildungsprozesse frühzeitig zu unterstützen. Aber während an Grundschulkinder die Erwartung gerichtet wird, sich in einer komplexen sozialen Welt nicht nur zurecht zu finden, sondern die eigenen Handlungsmöglichkeiten zunehmend auszuweiten, pendeln viele didaktische Vorschläge für den Primarbereich zwischen Trivialisierungen einerseits und der Ausrichtung an fachlichen Konzepten weiterführender Schulen andererseits. Beides ist weder angemessen noch ergiebig.
Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft als pluralistisch und interdisziplinär gedachter Zugriff auf die Phänomene, die sich mit der organisierten Selbsterhaltung der Menschen unweigerlich einstellen, ist zunächst Kritik des Mainstreams. Darin sollte sie sich freilich nicht erschöpfen, da es angesichts der absehbaren Zuspitzungen mehr denn je um die Einrichtung einer Wirtschaftsweise geht, die drei Kernanliegen befriedigt:
Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft als praktiziertes Plädoyer für die Einrichtung einer entsprechenden Wirtschaftsweise trüge dem kaum mehr abzuwendenden Umstand Rechnung, dass die globale Arbeitskraft einen zunehmenden Teil ihrer Anstrengungen der Bewältigung lebensfeindlicher Wandlungen des ökologischen Gesamtsystems wird widmen müssen. Dieser Teil der globalen Arbeitskraft steht nicht mehr der Entwicklung eines guten Lebens zur Verfügung, weil er sich für Generationen in einem Abwehr- und Erhaltungskampf gefesselt finden wird – das ist, was Anpassung an Klimawandel konkret bedeutet. Es wäre weise, dafür einen realistischen Plan zu entwickeln.
Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft ist vielleicht eine Mission, die Zweck-Mittel-Verkehrung der kapitalistischen Wirtschaftsweise zu revidieren oder wenigstens einen bescheidenen Beitrag dazu zu leisten: Wenn verallgemeinerungsfähige (!) menschliche Anliegen den Horizont wirtschaftlicher Aktivitäten bildeten, hörte der Mensch auf, Mittel zu anderen Zwecken zu sein. Wo Chrematistik war, würde Ökonomik sein, das wäre die Botschaft dieser Flaschenpost.
Wir leben in einem ökonomisierten Europa. Meyer (2005) spricht von der Kultur der Rationalität und Vietta (2012) vom Imperium der Rationalität. Wie sollte und könnte wirtschaftliche Erziehung und ökonomische Bildung in einer Kultur aussehen, in der Zweckrationalität, Funktionalität und ökonomisches Denken eine kulturbestimmende Rolle einnehmen? Drei Antworten der Wirtschaftspädagogik und der ökonomischen Bildung sind möglich: Erstens kann die beschriebene kulturelle Situation ignoriert oder als nicht vorhanden abgelehnt werden. Zweitens kann dieser Diagnose im Allgemeinen zugestimmt werden, aber im Besonderen darin kein Grund erkannt werden, über die Ausrichtung der ökonomischen und kaufmännischen Bildung nachzudenken. Drittens kann die Herausforderung erkannt und eine Antwort darauf gesucht werden. Diese kann einerseits in einem Zugang gefunden werden, welche die Ökonomik und das Selbstinteresse in den Mittelpunkt stellt und damit den pädagogischen Auftrag gerade darin erkennt, der Ökonomisierung und Zweckrationalisierung zu dienen. Andererseits kann eine wirtschaftspädagogische Antwort gefunden werden, die den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt rückt und die gesellschaftlichen Folgen des ökonomischen Denkens und Handelns mitberücksichtigt sowie die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Aufgabenstellungen reflexiv in Frage stellt. Diesen Weg versuche ich im Sinne einer reflexiven Wirtschaftspädagogik zu verfolgen. Das Eingebettetsein von Menschen und Organisationen in Gesellschaft und Kultur eröffnet die soziale Dimension und damit das Ethisch-Moralische und das Staatsbürgerliche, das sich nicht mehr allein auf den Nationalstaat bezieht, sondern sich um das Unionsbürgerliche erweitert hat. Da die Marktwirtschaft so wie der Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht schaffen kann, werden Ethik und Politik zu Teilen der wirtschaftlichen Erziehung. Wirtschaftliches Tun ist also mehr als der Vollzug der rein ökonomischen Vernunft: Wirtschaftliche Erziehung ist ohne wirtschaftliche Inhalte leer, ohne Ethik blind und ohne Politik rahmenlos. (leicht veränderter Klappentext aus: Tafner, G. (2015): Reflexive Wirtschaftspädagogik. Wirtschaftliche Erziehung im ökonomisierten Europa. Eine neo-institutionelle Dekonstruktion des individuellen und kollektiven Selbstinteresses. Humboldt-Universität zu Berlin: Habilitationsschrift. Detmold: Eusl)
Die Herausforderungen unserer Zeit, von der ökologischen Krise bis hin zu den Auswüchsen sozialer Ungleichheit, erfordern eine grundlegende Neuausrichtung unseres sozioökonomischen Denkens und Handelns. Eine bloße inkrementelle Anpassung innerhalb bestehender Systeme und Konventionen wird schlicht nicht ausreichen, um eine lebenswerte Zukunft für Mensch und Tier zu gewährleisten.
Vielmehr bedarf es eines Paradigmenwechsels in der sozioökonomischen Bildung und Wissenschaft. Dazu gehört das kritische Hinterfragen einer starren Fixierung der Ökonomie auf einen ökologisch destruktiven Wachstumspfad ebenso wie ein weitgehend deduktiv-positivistischer Ansatz der Wissensvermittlung.
So zentral die Kritik an der gegenwärtigen Verfasstheit sozioökonomischer Bildung und Wissenschaft ist, so notwendig sind konkrete Reformvorschläge zu ihrer Neuausrichtung. Diese sollten multisensorische Selbstlernprozesse mit einschließen, die zur Entwicklung von Gestaltungskompetenz beitragen – also der Fähigkeit, unsere sozioökonomischen Systeme verantwortungsvoll und in einem Prozess sozialer Relationalität zu gestalten. Eine solche bildungspolitische Wende ist unabdingbar, um das gesellschaftliche Zusammenleben auf eine sozial gerechte Grundlage zu stellen, die mit den ökologischen Grenzen unseres Planeten in Einklang zu bringen ist.
Eine umfassende Transformation unseres sozioökonomischen Bildungs- und Wissenschaftssystems bildet damit eine wichtige Voraussetzung, um den drängenden Herausforderungen unserer Zeit wirksam zu begegnen und den Weg in eine lebenswerte Zukunft für alle zu ebnen
„Sozioökonomische Bildung muss mehr sein als nur ein „tool-kit“, welches Schülerinnen und Schüler befähigt, in einer finanzialisierten Welt gut zurechtzukommen. Sie muss vielmehr auch die kritische Reflexion über den gesellschaftlichen Wandel hin zur Finanzialisierung anregen und alternative Pfade aufzeigen. Gesellschaft braucht Kritik, um nicht allein von den herrschenden Klassen/Eliten gestaltet zu werden.“
Die berufliche Identität der Beschäftigten ist das Humankapital, welches die Basis für Lebensqualität und Wohlstand aller ist. Ihre Entwicklung zu fördern, muss daher ein Kern beruflicher und sozioökonomischer Bildungsprozesse sein.
Die Vorstellung von „der Wirtschaft“ als einer politisch relevanten Einheit ist eine relativ junge Idee. Sie ist auch eine Idee, die mit ihren neoklassischen Modellen geeignet ist, demokratische Prozesse auszuhebeln. Einige junge britische Ökonomen nennen das Resultat „Econocracy“, eine entmündigende Form der Organisation von Gesellschaft, die ihrer Meinung nach einen Grund für die in Europa zu beobachtenden populistischen Bewegungen darstellt. Die Forderung, die daraus erwächst, heißt nicht keine Wirtschaftswissenschaft, sondern auf der einen Seite eine plurale Sozioökonomie, die die Stärken und Schwächen verschiedener Ansätze reflektiert und auf der anderen Seite Bürger und Bürgerinnen, die in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Vorstellungen von einem guten Leben zu formulieren und darüber mit den Experten in einen demokratischen Dialog einzutreten.
Wirtschaft ist ein zu spannendes Fach, als dass es von Studierenden mit Fragen über diese Welt gemieden werden sollte. Aber nicht nur das: Sämtliche Fragestellungen einer globalisierten, höchst ungleichen und sich politisch verschließenden Welt können aus meiner Sicht erst in einem (zukünftigen) sozio*ökonomischen Forschungs- und Bildungsprogramm verstanden werden.
Sozioökonomische Bildung regt Lehrende und Lernende dazu an, wissenschaftliche und gesellschaftliche Kontroversen über wirtschaftliche Zusammenhänge als zentralen Bestandteil des Gegenstandsbereichs Ökonomie anzuerkennen. Allzu oft stellen einflussreiche wirtschaftswissenschaftliche Standardlehrwerke, die vom dominanten ökonomischen Denken aus der Zeit vor den großen Wirtschafts- und Finanzkrisen zu Beginn des 21. Jahrhunderts geprägt sind, vereinfachte Kernaussagen des neoklassischen Paradigmas noch immer als scheinbar objektive Gesetzmäßigkeiten dar und leiten daraus einfache marktliberale Politikempfehlungen ab. Sozioökonomische Bildung leugnet nicht die Existenzberechtigung des neoklassischen Paradigmas, aber sie fordert auf allen Ebenen des Bildungsprozesses (Schule, Studium, Forschung) theoretischen und methodischen Pluralismus, Interdisziplinarität, Selbstreflexion und die ideengeschichtliche Einordnung sozialwissenschaftlicher Theorien.
Unsere gesamte Kultur ist mittlerweile von ökonomischem Denken durchdrungen. Offen, aber viel zu oft auch unterschwellig und unbewusst, lenkt dieses Denken menschliches Handeln und übt dabei eine große, häufig anonyme Macht über die Menschen aus. Mit dem Bedeutungszuwachs der Ökonomie sowie der globalen ökologischen Krisen wächst auch die Bedeutung sozioökonomischer Bildung, deren Aufgabe es ist, junge Menschen über wirtschaftliche Zusammenhänge aufzuklären, ein Bewusstsein für die vielfältigen Widersprüche und Manipulationen unseres gegenwärtigen Wirtschaftssystems auszubilden und sie zu Wirtschaftssubjekten zu erziehen.
Sozioökonomische Bildung ist kritische Bildung im besten Sinne, denn: sozioökonomische Bildung ist genuin interdisziplinär angelegt und befähigt Studierende nicht nur zu einer ganzheitlichen und interessenpluralistischen Problemanalyse, sondern auch zu einer subjektiven Reflexivität. Genau deshalb ist es sozioökonomischer Bildung möglich, Studierende in ihrem kritischen Urteilsvermögen zu stärken und sie mit Denkwerkzeugen auszustatten, ohne sie dabei aber normativ zu lenken.
Oftmals vertreten die Studierenden, d.h. die angehenden Lehrkräfte ein sehr disziplinär geprägtes Bild auf die Inhalte der sozialwissenschaftlichen (Schul-)Fächer. So rahmen sie beispielsweise wirtschaftliche Phänomene monodisziplinär; durch diese eindimensionale Rahmung konstruieren die Lehrkräfte dann ggf. die Bedeutung der betreffenden Fächer für die Lebensrealität ihrer Schüler*innen. Demnach werden die Entwicklungen und Logiken des Marktes (aber auch z.B. Konsum, was als besonders relevant für die Schüler*innen betrachtet wird) getrennt von gesellschaftlichen Entwicklungsphänomenen behandelt. Dasselbe trifft für die politischen Institutionen und Prozesse zu; auch diese werden getrennt von der Wirtschaftsperspektive aber auch getrennt von genuin sozialwissenschaftlicher Perspektive betrachtet. So entsteht bei Schüler*innen ein simplizistisches Bild von drei getrennten Gesellschaftsbereichen. Die Vermittlung eines zusammenhängenden Gesellschaftsbildes leidet somit und wird mitunter durch vermeintlich einfachere (eventuell neoklassische) Erklärungen ersetzt. Dies ist in zweierlei Hinsicht problematisch: die Lehrkräfte greifen zu unterkomplexen Gesellschaftserklärungen und können somit keine ganzheitliche sozioökonomische Perspektive, d.h. auch keine komplexen interdisziplinären Analysemethoden an die Schüler*innen vermitteln. Zum anderen betrachten die (zukünftigen) Lehrkräfte die Entscheidungen, das Verhalten und die Motivationsfaktoren ihrer Schüler*innen aus der neoklassischen Perspektive, und somit relativ eindimensional; dadurch entsteht die Schwierigkeit, die Schüler*innen in ihrer Lebenswelt zu erreichen. Genau hier soll die sozioökonomische Bildung in der Komplexität ihrer Ansätze, die die Gesellschaftsrealität und auch die Realität der Schüler*innenlebenswelt zu erfassen sucht, mit ihren interdisziplinären Methoden ansetzen. Sozioökonomische Bildung birgt komplexe Erklärungspotenziale, die für die Mitglieder einer modernen Gesellschaft unabdingbar sind, um sich in ihrer unmittelbaren Lebenswelt zu orientieren und eigenverantwortlich zu handeln.
Wir brauchen eine sozioökonomische Bildung, weil Lernende in einer Demokratie das Recht haben, ökonomisch geprägte gesellschaftliche Probleme und Lebenssituationen aus der Perspektive unterschiedlicher Theorieansätze und Erkenntnisse aus der Soziologie, der Politikwissenschaft und der Wirtschaftswissenschaft deuten zu können. Die Bewältigung komplexer gesellschaftlicher Herausforderungen und Lebenssituationen bedarf der Fähigkeit, auf der Basis unterschiedlicher Theorien und Erkenntnisse Handlungs- und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Sozioökonomische Bildung ist fair, weil Lernende mit dieser Aufgabe nicht alleine gelassen werden, sondern das Bildungssystem, Schulen und Hochschulen, sich der Verpflichtung stellen, Lernende hierzu zu befähigen.